Dolomiti Superfly 2020 war ein geniales Abenteuer – sehr flott, sehr hart und auch lehrreich! Super Organisation wie immer und ein starkes Teilnehmerfeld.
Danke für das geile Event!
Nachfolgend will ich das erlebte euch etwas näherbringen. Daher werd ich Tag für Tag ein Post zu dem jeweiligen Tag online stellen. Viel Spaß bei miterleben.
Tag 1
Nach der Kaltfront am Vorabend sah es erstmal nicht super aus. Doch der Niederschlag hielt sich in Grenzen und wider Erwarten sind wir am ersten Renntag bei strahlend blauem Himmel aufgewacht. Die Entscheidung fliegend Richtung Arco zu gelangen war gold richtig. Fast alle Athleten versammelten sich daher auf dem Monte Cornetto. Mit in der Spitzengruppe liefen wir die 1700hm und 18km in weniger als 3h. Nach nicht ganz präziser Koordination meines Supporters von meiner Seite aus verlor ich allerdings wichtige Minuten am Start und fiel etwas nach hinten. Der Flug nach Arco ging sich dennoch zusammen mit Daniel OBerauer aus. Dort hieß es pokern was das heran rollende Gewitter macht. Ich setzte auf Laufen – teilweise in Starkregen und Hagel – und schaffte es so in einer sehr guten Position bei Molveno See den Tag zu beenden.Danke an die Supporter max und valeska, sowie meine Sponsoren Salewa, Privatbrauerei Schnitzelbaumer, Luftikus, Skywalk, Summermobil die so etwas möglich machen :)
Tag 2
Am Tag 2 starten wir beim Molveno See bei herrlichem Ausblick auf das Brenta Massiv.Entgegen der Vorhersage mit viel Abschattungen sah es wiederum deutlich besser aus als prognostiziert. Ich hab meine Route daher so gelegt, um gegebenenfalls schnell in der Ostflanke starten zu können. Jedoch war mein Timing mit den Abschattungen nicht ideal und ich konnte erst nach Querung des Brenta Massivs über den Groste Pass auf der Westseite beim 2. Flug etwas Thermikfliegen. Das Flug ins Rabbi Tal ging flott, allerdings war mein Endanflug etwas zu optimistisch gesetzt. Die letzten 5km musste ich zu Fuß gehen, womöglich der größte Fehler in dem ganzen Race. In Rabbi selbst am Wendepunkt wurden wir von vielen Schaulustigen und mit etwas Trubel empfangen :)
Das Teilnehmerfeld war, trotz der verschiedenen Routen von Arco weg, wieder recht nah beieinander. Um noch vor den aufkommenden Unwettern zumindest ein Abgleiter ins Ultental zu machen, ging es gleich nochmal ein paar Höhenmeter auf s Rabbijoch hoch. Hier wurden die Bedingungen mit verstreichender Zeit immer schwieriger. Aufkommender Regen ließ nachdem ein paar noch aufdrehen konnten, schnell die Thermik einschlafen. Die einfließende kalte und feuchte Luft sorgte zudem für eine schnell absteigende Wolkenbasis. Ich schaffte es leider dadurch nicht mehr ins Ultental und musste improvisieren und eine andere Route wählen.
Es hätte aber auch schlimmer kommen können, denn einige Athleten etwas später mussten im Regen zu Fuß absteigen.
Die wetterbedingte Dusche inklusive Hagel blieb aber auf dem Weg zum Nachtcamp auch bei mir nicht aus.
Tag 3
Am 3 geht es erstmal entspannt los. Es ist lediglich ein kurzer Anstieg von 2h auf die Goldlahn- und Seespitze zu überwinden. Auch sieht der Wetterbericht super aus. Über Nacht hat sich in der Gegend um Südtirol stabilere Luft ausgebreitet. Dennoch verspricht die Vorhersage gute Thermik, nur das ein oder andere Cirrenfeld sollte den Tag etwas bremsen.Etwas vor 10 Uhr starten wir in schon brauchbar gute thermische Bedingungen. Die markanten Südost-ausgerichteten Bergflanken helfen mir schnell und ins Ultental bis weiter nach Meran zu fliegen. Tief über Meran macht sich der erste große Schatten eines Cirrenfeldes bemerkbar. Die Thermik schwächelte sofort und eine Sperrschicht auf 1300m machte es unmöglich am Berg zwischen zu landen und den Schatten abzuwarten. Im Tiefflug mit einer Kombination aus Talwindsoaring und Thermikfliegen gelingt es mir so mich bis zum Jaufenpass zu mogeln und dort auf halber Höhe einzulanden. Nach ein paar Meter Anstieg zu Fuß lockerte es wieder etwas auf. Die ersten Thermiken ermöglichen es mir relativ schnell zu Wendepunkt 3 in Sterzing zu fliegen.
Nach einer schnellen Unterschrift auf dem Signboard mitten im Zentrum heißt es wieder pushen bis zum schnellst möglich erreichbaren Startplatz, um den Tag so lang wie möglich noch in der Luft zu nutzen. Ich starte 200m über Talgrund. Aufgrund der Tiefe relativ riskant, aber nach etwas kratzen am Hang, geht es dann doch recht schnell auf über 3000m hoch. Das Gefühl war super, bis ich die sehr dichten Abschattungen bemerke, welche doch recht flott aus Westen aufzogen. Nach kurzer Zeit war die ganze Energie weg, keine Thermik mehr. Mit etwas Hangsoaring gelingt ich es die vom Talwind überspühlte Bergflanke bis nach Lüsen abzufliegen. Ein unangenehmen Abgleiter ins Lee erspar ich mir und lande bei einer verlassenen Berghütte top und beende den Tag bei schöner Sonnenuntergangsstimmung. Glücklicherweise können meine Supporter einen lokalen Bauern dazu überreden, den Weg zu meiner Position aufzusperren. Ein Biwak in meinem Gleitschirm bleibt mir so erspart.
Tag 4
Tag 4 startet direkt mit einem Abgleiter. Ergiebig sieht der Tag nicht aus. Hochnebel und hohe Wolken sorgen für viel Schatten. Doch bietet die Szenerie einen interessanten Anblick auf die aus dem Hochnebel ragenden Gipfel im Herz der Dolomiten. Nachmittags soll es laut Prognose zwar etwas auflockern, aber in der Höhe herrscht ein sehr starker Westwind. Also ideales Hike&Fly Wetter, wenn man nicht in zu exponierte Regionen kommt. Ich erreiche am Vormittag auf diese Weise Stern. Da es etwas auf zu machen scheint. Während des Anstiegs bilden sich sogar vereinzelt Quellwolken, welche durch den Westwind stark verblasen werden. In den steilen Ostflanken des Piz Boe finde ich sogar etwas Thermik, jedoch kurbel ich nicht bis ganz zur Basis hoch, um im geschützen Leebereich zu bleiben. Erneute große Abschattungen ziehen auf, welche den gesamten Bereich um Canazei großflächig abschatten. Im Osten sieht es noch etwas brauchbarer aus, jedoch macht ein Wechsel auf die Ostroute aufgrund des größeren Umwegs keinen Sinn mehr. Ich gehe daher etwas von der direkten Route ab und quere ins Fassatal, um etwas weniger spannend, aber effizienter im Tal voran zu kommen. Dort heißt es pushen, denn laut Hochrechnung wird es eine enge Geschichte bis 20 Uhr noch nach Markt Primör kurz vor Feltre zukommen. Kurz vor Pradatsch geht es zum Glück wieder weg vom Flachen und hoch in die Berge. Über den Passo di Lusia gelangt ich von hinten auf den Cima Laste. Der Gleitflug geht erst über etwas weniger landbares Wald und Seegebiet bis zum Passo Rolle. Den Tag beende ich mit einem 6. Flug mit Landung genau 1 Minute vor 20 Uhr in Markt Prmör. Das Tageziel ist somit erreicht.Tag 5
Der 5. und auch letzte Tag sah eher durchschnittlich aus. Thermik war zwar vorhergesagt, aber feuchte Luft sorgte für eine sehr tiefe Wolkenbasis bei 1500m. Ein östlicher Wind sollte aber helfen, um nach Levico ins Ziel zu gelangen.Nichtsdestotrotz bin ich noch nicht in Feltre. Eine höhere Bergflanke liegt noch dazwischen. In der früh geht es also erst mal auf den Passo del Pavione hoch. Der Gleitflug von dort nach Feltre ist eher von der interessanten Sorte. Der Ostwind hat die tiefe Wolkenbasis am Passo croce d'aune stark verdichtet. Das Überfliegen geht sich aber aus. Zu meiner Erleichterung, denn ein paar wenige Wolkenlöcher zeigten nur Wald unter mir.
Nach der Landung sieht das Wolkenbild noch nicht wirklich besser aus. Basis auf halber Hanghöhe am Monte Avena bei vielleicht 900m. Nach kurzer Rast entscheide ich mich mit meinem Arbeitskollegen Dominik die sichere Route in den hinteren Bergen zu wählen. Zwar etwas länger, aber momentan war die Basis noch nicht nutzbar für einen Flug nach Levico.
Leider stieg diese doch viel schneller als gedacht. Eduard und Adrian erfliegen sich dadurch über eine Stunde Vorsprung und sind nicht mehr einzuholen. Wir nutzen den tiefst möglichen Startplatz um keine weitere Zeit zu verlieren. Die Thermik ist super und teilweise schön stark. Deutlich besser als vorhergesagt. Der Flug nach Levico gestaltet sich mit Rückenwind im Nacken sehr einfach. Nach etwas mehr als 90 min landen ich super zufrieden nach ereignisreichen 4 Tage und 12 h im Ziel und beende das Rennen mit Platz 11.